Selbsthilfegruppe AUTISMUS

im Main Kinzig Kreis

Gemeinsamkeit erleben – durch Vorhersehbarkeit, Planbarkeit und klarer Sprache

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Hallo zusammen,


nachdem wir Sonntag einen wunderschönen Nachmittag auf dem Reiterhof Schmidtmühle,
in Steinau an der Straße verbringen durften, möchte ich jetzt eine kleine Zusammenfassung dazu
schreiben.
Um 13 Uhr versammelten wir uns auf dem Reiterhof. Marina Röhrig begrüßte alle Mitglieder der
Selbsthilfe Gruppe Autismus MKK.


Unter dem 1. Punkt: „wir sagen Hallo“


wurden uns die Ansprechpartner für diesen Sonntag vorgestellt, alle die auf ihrem Namensschild ein rotes Herz neben ihrem Vornamen tragen – konnte man ansprechen -, wenn man eine Frage hatte (die Reiterinnen vom Hof
und Marina hatten eins).
Bei autistischen Menschen gibt es Stresssituationen, wenn sie nicht wissen was auf sie
zukommt.
Um den Stress zu reduzieren wurde allen Teilnehmern vorab ein Tagesablauf + Steckbrief -Beschreibungen der
Pferde-, Wegbeschreibung sowie Interaktionsbeschreibungen zugeschickt, diese „Pläne“ wurden am Anfang nochmals vorgestellt.

Ausschnitt des Plans

Stressreduzierung durch Struktur


Nun durfte jedes Kind einen grünen (Junge) bzw. pinken (Mädchen) Zettel ziehen, wo die Namen der Pferde drauf
standen, somit wurde fest gelegt, wer auf welchem Pferd reiten und es striegeln dufte.
Durch das Striegeln und Saubermachen der Pferde, konnten sich die Kinder mit den Pferden
„anfreunden und Vertrauen aufbauen“. Das Vertrauen war wichtig, da es viele Kinder und Eltern
gab, die Bedenken hatten oder unsicher waren, ob das an diesem Tag so klappt, wie es gedacht war.
Ich weiß nicht, ob mein Kind reiten wird? So wurden die Bedenken geäußert.

Unter dem 2. Punkt: „Namensschilder und Startnummer“


Jedes Kind hat vorab außerdem eine Startnummer zugewiesen bekommen, diese Kombination aus
Name und Nummer zog sich durch den ganzen Tag durch. Es fing an bei den Tischen zu Beginn, wer
wo seinen Sitzplatz hat, in welcher Reihenfolge geritten wird, ging über zu der Picknick Decke und
Vorstellungsrunde und bis hin zu wieder zurückreiten. So hat jeder immer seinen Platz gehabt und
wusste genau wo er/ sie hin musste, wann wer dran war. So wurden Unsicherheiten genommen
und Sicherheit gegeben.

Unter dem 3. Punkt: „Spaziergang mit den Pferden“


zum Ende der Kennenlernphase von Kindern und Pferden wurde ein Timer gestellt, so dass jeder
wusste, das Striegeln geht zu Ende. Marina hat klar erläutert, was als nächster Schritt
ansteht.
Wir wollen in 5 Minuten los reiten! Dies wurde unterteilt in:
• Um die Ecke gibt es eine auf Sitz Hilfe (Hilfe um auf das Pferd zu kommen)
• Die Jungs mit der Startnummer 1-5 reiten den Hinweg, also zu Anfang
• Die Nummern 1-5 stellen sich der Reihe nach auf, so dass wieder jeder wusste wo er steht
• Die Mädchen hatten die Nummer 6-9 und liefen den Hinweg zuerst zu Fuß
• auf dem Rückweg wurde getauscht

Autisten brauchen Klarheit der Sprache


• Klar formulierte Sätze
• Kleinschrittige Unterteilung, damit für sie deutlich wird was gemeint ist und keine
Missverständnisse entstehen bzw. aus der Welt geräumt werden

Nun waren alle Startklar und wollten endlich los reiten, damit jeder wusste, wann es nun endlich
los ging wurde von Marina von 5 im Countdown runtergezählt. Jetzt ging es endlich los.
Wir machten einen Spaziergang/ Ausritt von ca. 15 Minuten. (Die Strecke wurde uns vorher auch
schon zugeschickt)


Es war eine spannende und aufregende Zeit, manche Kinder saßen an diesem Tag, das erste mal auf
einem Pferd.
Dann kamen wir an eine kleine Lichtung, unser Ziel der Picknick Platz. Die Pferde wurden
angeleint und konnten etwas fressen.

Unter dem 4. Punkt: Gemeinsames Picknick und Vorstellung


Es waren Sonnenschirme aufgestellt und es lagen die Picknick Decken mit Namensschildern und
Start“nummern“ vorbereitet ausgelegt, der Wiedererkennungswert war erneut vorhanden.
Autisten mögen es gerne wenn etwas immer gleich ist, so ist es einfacher zu verarbeiten.
Die Kinder setzten sich auf ihre Plätze.

Nach einer kurzen Trinkpause hat Marina die
Vorstellungsrunde erklärt und begonnen. Hierzu hat sie eine Karte ein laminiert wo ein paar Fragen
drauf standen (Auch diese Fragen wurden uns vorab zukommen gelassen, um diese mit den Kindern
vorzubereiten).
Es standen diese Fragen auf der Karte: Wie heiße ich? Wo wohne ich?
Wie geht es dir? Was hast du zuletzt erlebt? Was hast du dabei gedacht? Was hast du alles gesehen?
Wie war dein Gefühl? Ich habe dabei festgestellt, dass ich solch ein Erlebnis wieder haben möchte.
Hier wurde wieder der Reihe nach gefragt( nach den Startnummern)


Auf diese Fragen haben die Eltern die Kinder vorab gut vorbereitet und zwar visuell, das heißt, sie haben
den Namen des Kindes Ausgedruckt und ein Bild dazu gegeben, wo das Kind seinen Namen lesen
und über das Bild aus dem letzten Urlaub erzählen konnte was es erlebt hat.
Es hilft Autisten, wenn sie sich etwas visuell vor Augen führen können, um den
nächsten Schritt besser abrufen können, so verlieren sie nicht den Überblick und
wissen wo sie sind.

Sollten sie mal abgelenkt sein , so können sie auf die Karte
schauen und bekommen den Überblick wieder.
Als nächstes wurde Corona konform das Picknick gemacht und schöne Gespräche
geführt.
Als die Zeit vom Picknick zu Ende ging, gab es auch hier wieder einen Timer in 5
Minuten wollen wir langsam zurückreiten. Dann konnte sich auch hier jeder wieder
drauf einstellen was als nächstes passiert. Außerdem wurde sich erneut in der
richtigen Reihenfolge Aufgestellt und es gab wieder einen Countdown von 5 zurück der diesmal von einem Kind
gezählt wurde.

Unter dem 5. Punkt: Spaziergang zurück zum Reiterhof
Auf dem Rückweg durften die Mädchen von Nummer 6-9 zurückreiten und die Jungs
sind zurück gelaufen. Während dem die Kinder geritten sind, führten die Eltern die
Pferde an der Longe (die Leine am Halfter).

Unter dem 6.Punkt: Reiten oder Kuchen essen oder Hufeisen anmalen oder
spielen

Auf dem Hof gut angekommen, durfte sich jeder etwas von den oben genannten
Tätigkeiten aussuchen, um den schönen Nachmittag ausklingen zu lassen.
Die Hufeisen wurden zum Teil auf beiden Seiten gleich angemalt, da Autisten das
gradlinige gleiche sehr gerne mögen.
Viele Kinder sind noch eine Ehrenrunde geritten.
Es wurde sich ausgetauscht, gelacht und eine schöne Zeit miteinander verbracht.
Am Ende des Tages ist also jeder geritten und auf seine Kosten gekommen, aber das
schönste war auch, dass es für niemanden zu viel (vielleicht etwas grenzwertig)
wurde oder zu stressig weil alles vorhersehbar war und das tut nicht nur Autisten gut.


Das Einzige wovon niemand etwas wusste, waren die vielen tollen
Aufmerksamkeiten die Marina am Anfang an die Mamas und die Reiterinnen vom
Reiterhof vorbereitet und verschenkt hat. Ein Riesen großes DANKESCHÖN dafür.


Danke Marina Röhrig, dass du so viel Zeit und Energie in diese Tolle Gruppe
investierst und vieles für unsere Kinder und die Erwachsenen Autisten dieser Gruppe
auf die Beine stellst!

Dies schrieb Monika Schröder Mutter eines Autistischen Kindes
Marbach 15.09.2021